Osteopathie

Der amerikanische Arzt Dr. Andrew Taylor Still begründete vor etwa 120 Jahren die Osteopathie. In England und Frankreich wurde sie bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts angewendet, in Deutschland etablierte sie sich erst in den 80er Jahren. Die Osteopathie bildet heute eine Brücke zwischen Schulmedizin und alternativen Heilmethoden, wie Akupunktur oder klassischer Homöopathie.

Grundlagen sind Bewegungen

 Alle Funktionen des Körpers werden in ständiger Bewegung aufeinander abgestimmt. Die meisten dieser Bewegungen laufen unbewusst ab: Blut und Lymphe fließen, das Herz schlägt unwillkürlich und die Lungen bewegen sich im Atemrhythmus. Muskeln und Gelenke dagegen bewegen wir gezielt. Mitunter sind die Bewegungen einzelner Körperstrukturen eingeschränkt und damit in ihrer Funktion beeinflusst. Eine Verstauchung oder Verrenkung kann eine bleibende Bewegungseinschränkung nach sich ziehen. Aber auch geheilte Entzündungen innerer Organe, Operationsnarben oder bestimmte Lebens-und Ernährungsgewohnheiten können die Beweglichkeit vermindern.

Die Körpersysteme

1. Das Parietale / Osteoartikuläre System (Gelenksystem)
Dies beinhaltet die Gelenke als Verbindungsstellen für die Mobilität, die dazugehörigen Knochen für die Statik sowie die Muskeln und Bänder für die Dynamik. Unser Körper besitzt über 200 Knochen und über 700 Muskeln!
Bewegungsstörungen im knöchernen Bereich, z. B. der Wirbelsäule, beeinflussen nicht nur das Muskel- und Faszien-System. Auch periphere, an der Wirbelsäule austretende, Nerven werden in Mitleidenschaft gezogen. Die Folgen betreffen immer den gesamten Körper. Schonhaltungen, die unser Körper automatisch einnimmt, um Schmerzen zu reduzieren, führen ihrerseits zu Problemen: Die Körperstatik ändert sich und löst nun zusätzliche Beschwerden aus.
Der Osteopath diagnostiziert Verspannungen und (Gelenk-)Blockaden im gesamten Bewegungsapparat, löst sie sehr gezielt und ermöglicht so, Schonhaltungen abzulegen. Es kommt zu einer besseren Durchblutung und Haltung.

2. Das Fasziale System
Faszien bilden Gewebehüllen für Muskulatur, Organe, Gefäße und Nerven. Sie verbinden alle Systeme miteinander und sorgen so für Zusammenhalt. Gleichzeitig sind sie als Übertragungssystem für alle Kräfte, die auf den Körper einwirken, zu verstehen. Über Faszien können Spannungen auf weit entfernt liegende Stellen des Körpers übertragen werden. Symptome müssen sich also nicht zwangsläufig dort zeigen, wo sie entstanden sind. So kann sich ein Problem im Knie auf den Nacken auswirken oder ein Beckenschiefstand Kopfschmerzen verursachen.

3. Das Viszerale System
Zu diesem System gehören alle Organe, wie z. B. Leber, Magen, Darm, Gallenblase sowie Gehirn und Rückenmark. All diese Organe sind wie die Muskeln durch Bindegewebe miteinander verbunden. Veränderungen an einem Organ durch Narben, Entzündungen oder Stauungen führen zu einer Spannungserhöhung der Organhülle. In ihr verlaufen Gefäße und Nerven, die durch eine erhöhte Spannung abgedrückt werden. Dadurch wird die Funktion des Organs gestört. Der Osteopath behandelt nicht das Organ selbst, sondern dessen Hülle und damit die Blut- und Nervenversorgung.

4. Das Craniosacrale System
Über die Hirn- und Rückenmarkshäute bildet es eine enge Verbindung zwischen Schädel, Wirbelsäule, Kreuzbein und allen nervalen Strukturen. Über die Rückenmarkshaut und die Hirnhäute stehen die Knochen des Schädels mit dem Kreuzbein (am unteren Ende der Wirbelsäule) in Verbindung. Sowohl Blut als auch Gehirnflüssigkeit verlassen den Schädel in Gefäßen durch kleine Schädelöffnungen. Spannungen auf die Schädelknochen, z. B. durch eine verspannte Nacken- oder Kiefermuskulatur, können diese Öffnungen abdrücken und für Durchblutungsstörungen im Schädel-Hirn-Bereich sorgen. Schädelknochen und Schädelnähte funktionieren wie "Dehnfugen" und brauchen eine gewisse Elastizität. Bei der Behandlung werden die Schädelknochen sanft modelliert - die Behandlung wirkt auf den gesamten Körper entspannend und ausgleichend.

5. Verschiedene Transport-, Informations- und Abwehrsysteme
Um zu funktionieren, benötigt unser Körper außerdem noch andere Systeme, wie z. B. das Lymphsystem (Flüssigkeitstransport), das endokrine System (Botenstoffe, Hormone), das Immunsystem (Fremdkörperabwehr) und die Psyche.

Selbstheilungskräfte

 - endlos strapazierbar?

Durch all diese Systeme hat unser Körper die Möglichkeit, Störungen zu kompensieren. Im kontinuierlichen Bestreben zu entgiften und auszuscheiden, kann er z. B. auch eine lange Fehlernährung erstaunlich lange ausgleichen. Jugendliche, die sich über Jahre hauptsächlich von Fast-Food ernähren, werden glücklicherweise nicht gleich krank. Hält ein Ungleichgewicht - gleich welcher Art - jedoch längere Zeit an, wird das Selbstregulationssystem überlastet und es entstehen Folgestörungen. Manchmal schwer nachvollziehbar und, wie es scheint "aus heiterem Himmel", werden wir krank, reagieren mit chronischen Schmerzzuständen oder anderen Symptomen.

"Wundermittel" Osteopathie?

Sicher nicht. Osteopathie ist keine Notfallmedizin und kann eine ärztliche Diagnose und Therapie nicht ersetzen. Sie behandelt vorwiegend Funktionsstörungen von Organen und Organsystemen einschließlich des knöchernen Systems (siehe oben). Die wirkliche (Organ-)Krankheit kann durch Osteopathie günstig beeinflusst werden, indem sich z. B. die Durchblutung des betreffenden Organs verbessert und dadurch spezifische und notwendige Medikamente besser wirken. Natürlich gibt es viele Beispiele dafür, dass sich durch osteopathische Behandlungen Beschwerden deutlich und langanhaltend bessern und auch ganz verschwinden.

Michael Bernd Druß, Planufer 80, 10967 Berlin-Kreuzberg
www.osteopathie-berlin-kreuzberg.de